Am 01.07.2019 kam Witas mit seiner Besitzerin Katharina zu uns und wir haben sie gebeten, ihre Eindrücke der ersten Wochen zusammenzufassen. Entstanden ist ein Erfahrungsbericht, der sicher nicht nur uns bewegt. Aber lassen wir Katharina selber erzählen:

Witas

Katharina und Witas

Witas ist ein 19 jähriger Hannoveraner, der seit ca. 2 1/2 Jahren in meinem Besitz ist. Der ältere Herr war früher ein Sportpferd und hatte bereits mehrere Vorbesitzer. Als letztes wurde er als Schulpferd in einem Reitschulbetrieb eingesetzt. Hier lernte ich ihn auch kennen und verliebte mich in den hübschen Fuchs. Aufgrund einiger Unarten war er nicht optimal geeignet für den Schulbetrieb und er stand zum Verkauf. Somit kam er dann in meine Hände.

Witas´ Geschichte

Witas war etwas schwierig im Handling. Menschen gegenüber trat er oft drohend und abweisend auf. Beim Betreten der Box bekam man oft nur das Hinterteil und angelegte Ohren zu Gesicht. Seine Drohungen waren keine leeren Versprechen. Er wirkte frustriert und ablehnend Menschen gegenüber. Witas wurde früher ausschließlich in der Box gehalten mit stundenweise Auslauf auf einem Einzelpaddock. Einzeln deshalb rausgestellt, weil er sehr futterneidisch und dominant war. Er vertrieb Menschen sowie Pferde von seiner Heuraufe. Auch das Reinholen vom Paddock gestaltete sich oft als schwierig, genau wie das Rausbringen. Er bedrohte die Menschen und stieg. Man hatte das Gefühl, er hat einfach keine Lust mehr auf sein Leben und die Umstände, so wie sie aktuell waren. Auch das Putzen, Satteln usw., ließ er über sich ergehen. Die vielen Kinder im Reitschulbetrieb und die oft wechselnden Bezugspersonen machten die Situation nicht besser. Im Training zeigte er sich damals unmotiviert und lustlos, obwohl ich mir sehr viel Mühe gab, es abwechslungsreich zu gestalten.

Ein neuer Stall-Versuch

Deshalb beschloss ich, mit Witas in einen anderen Stall umzuziehen. Hier waren deutlich weniger Pferde, größere Außenboxen, gutes Futter und feste Bezugspersonen. Die Situation entspannte sich etwas mit ihm. Nach einem Strahlbeinbruch mit sehr langer Boxenruhe und zwei Hufgeschwüren wußte ich, das eine andere Lösung her muss. Mir tat es immer unendlich leid, dass er nur stundenweise und alleine auf einen Sandauslauf kam. Hinzu kommt, dass er ein Hufrehepferd ist und somit eine saftig grüne Wiese für ihn fatal sein könnte. Bei mir selbst hat er noch, Gottseidank, keinen Reheschub gehabt. Es ist bei ihm auch nicht bekannt, ob er fütterungsbedingte – oder Belastungsrehe hat. Wobei ich aber eher zu letzterem tendiere. 

..und wieder auf der Suche

Jetzt begann meine Suche nach einem optimalen Platz für ihn. Durch die Geburt meines zweiten Kindes hatte ich nun auch nicht mehr die Zeit, ihn täglich zu bewegen. So gestaltete sich für mich die Situation als schwierig. Mein größter Wunsch war eine artgerechte Pferdehaltung, mit viel Bewegung und Sozialpartnern. Und für mich wünschte ich mir mehr Zeit für die Familie, ohne schlechtes Gewissen. Dazu kommt auch, das ich Menschen finde, die genauso gern wie ich, mit ihrem Pferd ins Gelände reiten.

Bei meiner Suche stieß ich dann auf den Heide-Trail in Dolle. Das hier vorgestellte Konzept war mir bis dahin völlig unbekannt. Also beschloss ich einen Termin vor Ort zu machen. Hier lernte ich Verena und Michael kennen, die mir ihr Konzept und ihre Anlage vorstellten. Sie nahmen sich viel Zeit für mich und meine Familie. Ich erzählte ihnen unsere Vorgeschichte und was ich mir für Witas wünschen würde. Nach einem langen Gespräch entschieden wir uns, es gemeinsam miteinander zu versuchen. Am 01.07.2019 zog Witas ein und ja, es war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. 

Die Eingewöhnung geht los…

Witas hatte am Anfang einen separaten Bereich für sich. Der Bruch und die Hufgeschwüre waren ausgeheilt und er sollte nun langsam anfangen, sich normal wieder zu bewegen. Wichtig war, das alle Pferde erst einmal sanft die Möglichkeit hatten sich kennenzulernen. Verena und Michael nahmen Witas so auf wie er war. Das Ziel der nächsten vierzehn Tage war, das die Pferde sich kennen lernen, um Witas dann in die bestehende Herde auf dem Trail zu integrieren. Für ihn war das ein komplett neues Erleben. Er war den ganzen Tag draußen, hatte Kontakt zu anderen Pferden und als Rückzugsort hatte er einen Unterstand. 

In den ersten Wochen war ich täglich da, um ihm zu zeigen, dass ich als seine Bezugsperson beständig war. Ich merkte von Tag zu Tag, das er anfing sich zu entspannen. Das Schöne war, Witas hatte nun auch die Möglichkeit auf seiner zwar noch abgegrenzten Wiese das kurze Gras zu knabbern. Heu stand ihm 24 h am Tag frei zur Verfügung. Er konnte also selbst entscheiden, wann und wieviel er fressen möchte. Vorher waren die Fütterungen in den Ställen seine Highlights am Tag. Jetzt ist es ein Stück natürliche Selbstbestimmung, so möchte ich es mal nennen. Dies gefiel ihm. Vorher hatte er zudem mit ein paar Kilos zu viel zu kämpfen. Nun sah man täglich, wie sich alles normalisierte durch die artgerechte Fütterung und die Bewegung. In den alten Ställen bewegte sich Witas kaum von selbst in seinen Ausläufen. Jetzt hat er seine Freude an der Bewegung wiedergefunden. Täglich nahm er mehr Kontakt mit der Herde auf und sie lernten sich alle kennen. Was ich sehr schön finde ist, dass Verena und Michael sich sehr viel Zeit und Ruhe für ihn in der Kennenlernphase genommen haben. Witas verjagte niemanden mehr von seinem Auslauf, nahm erste selbständige Kontaktversuche zu ihnen auf und vertrieb die beiden auch nicht von seinem Futter. 

Witas an der Heuraufe

Abenteuer Herdenleben

Nach etwas über vierzehn Tagen war es dann soweit. Der richtige Zeitpunkt war da und Witas wurde Stück für Stück zur Herde gelassen. Die Zusammenführung verlief ruhig und entspannt. 

Ab jetzt ging es steil bergauf. Witas bewegte sich deutlich mehr, um mit der Herde mitzulaufen. Er duldet Menschen, Kinder und Pferde in seiner Nähe und unternimmt selbstständige Kontaktaufnahmen zu seinen Bezugspersonen. Kein Hinterteil und keine angelegten Ohren mehr zur Begrüßung, sondern freundlich zugewandte Ohren und ein schönes Schnauben kommt einem entgegen. Selbst Männern gegenüber, die er früher nicht mochte, tritt er nicht mehr drohend auf. Er hat nun die Möglichkeit selbst über Nähe und Distanz zu entscheiden und dadurch sehr viel mehr an Freiheit für sich gewonnen, was er auch unglaublich genießt. Er ist mittlerweile wieder sehr motiviert und arbeits- bzw. lernbereit. Gemeinsamen genießen wir Ausritte ins Gelände. Die tägliche Kraftfuttergabe läuft entspannt, ohne Futterneid und in der Herde ab. Ich kann Witas mittlerweile frei in der Herde putzen und wir genießen  beide unsere gemeinsame Zeit.  In der Herde fühlt er sich wohl und lässt nun auch soziale Aktivitäten wie Körperkontakte zu. Wenn es ihm zu viel wird, kann er sich zurückziehen. Sogar in die Position als „Leitwallach“ in der Herde ist er aufgestiegen und die Damen folgen ihm.

Witas und Freundin

Fazit

„Hier kann ich sein, so wie ich bin“ trifft es im Heide Trail glaube ich am besten. Ich habe durch den Wechsel auch sehr viel Zeit für meine Familie gewonnen und weiß trotzdem dass es ihm blendend geht. Egal zu welcher Uhrzeit ich ihn besuche, die Anlage ist tiptop gepflegt, frisches Wasser da und immer ausreichend Futter für alle Pferde vorhanden. Kinder und Familie sind jederzeit herzlich willkommen. Das vorhandene liebevoll gestaltete Reiterstübchen lädt zum Verweilen ein. Hier kann man herrlich bei einer Tasse Kaffee seinen Liebling beobachten. Der Trail liegt am Wald und man kann dort in Ruhe seinen Feierabend ausklingen lassen, ganz im Gegensatz zu vielen Ställen mit Schulbetrieb und Durchgangsverkehr. Ruhe findet sich da nicht. Hier im Heide-Trail in Dolle ist es völlig anders. Selbst die Übernahme der Termine für Hufschmied und Tierarzt durch die Betreiber brachte mir ebenso viel wertvolle Zeit. Worüber ich mich persönlich besonders freue, sind Grüße, Bilder und ein paar schöne Worte zu meinem Liebling auf dem Handy. 

 Es war für unsere Familie die beste Entscheidung. Mein Pferd ist ein völlig anderes geworden. Witas ist glücklich, zufrieden, aufgeschlossen und entspannt. Auch die Tierärztin ist sehr zufrieden mit seiner positiven psychischen und physischen Entwicklung. Eine Win-Win-Situation für alle und wir hoffen das wir gemeinsam noch viele schöne Jahre bei Verena und Michael verbringen dürfen. Auch tolle Partner zum Ausreiten in das Gelände haben wir gleich noch gefunden.

Wir freuen uns sehr, dass sich Witas so toll entwickelt hat und unser Konzept auch für langjährige Boxenpferde funktioniert.
Katharinas Bericht hat uns emotional sehr berührt und ist für uns Ansporn und Verpflichtung.

Danke für diesen Erfahrungsbericht, Katharina!!